Montag, 1. März 2010

Die guten alten Zeiten





Es ist nun schon einige Jahre her, ich war gerade mal 2 Jahre alt, da spielte der glorreiche FC Carl Zeiss JENA noch international um Ruhm und Anerkennung.
An eine Saison denken dabei fast alle Jenaer und Jenenser - der Europapokal der Pokalsieger in den Jahren 1980/1981. In dieser legendären Saison spielte sich Jena wie im Rausch bis ins Finale.
Nach spektakulären Erfolgen gegen den italienischen Pokalsieger AS Rom, den ruhmreichen FC Valencia, den Underdog aus Wales Newport-County und gegen die Benfica aus Lissabon konnte die Jenaer Mannschaft letztlich erst im Finale durch die bärenstarken Mannen von Dynamo Tiflis bezwungen werden.
Besonders zwei Spiele sind für mich hervorzuheben. Der unglaubliche Sieg im brechend vollen Ernst-Abbe-Sportfeld gegen die arroganten Römer und der Sieg bei den harten Briten von Newport-County. Unterschiedlicher hätten diese beiden Gegner nicht sein können, aber beide Spiele wurden zum sprichwörtlichen Tanz auf dem Vulkan und trugen so zur Legendenbildung rund um den FCC bei.

Beim Spiel gegen die Roma standen die Vorzeichen eher schlecht. Der FCC hatte die unlösbare Aufgabe eine 3:0 Hinspielniederlage zu egalisieren. Im mit 80.000 Zuschauer gefüllten Olympiastadion hatte die Roma Jena sprichwörtlich überrannt.
Aber die Kicker von der Saale zeigten Moral und machten am 1. Oktober 1980 das Spiel der Spiele. In über 90 Minuten drückte die Zeisself wie im Rausch auf das Tor der überheblichen Italiener. 1:0, 2:0, 3:0 ... schließlich das unglaubliche 4:0 durch Andreas Bielau. Jena war weiter! Wahrscheinlich die ganze DDR war im Rausch. Noch heute behauptet jeder ältere Jenenser er wäre bei diesem denkwürdigen Spiel im Oktober 1980 live dabei gewesen.

Ganz anders das Spiel in Wales. Hatte der FC Carl Zeiss JENA vor heimischer Kulisse mit einem mauen 2:2 enttäuscht, musste unbedingt ein Sieg bei den zähen Briten her, um ein weiterkommen zu ermöglichen.
Im finsteren Somerton-Park vor 18.000 aufgeheizten und angetrunkenen Walisern machten die orange gekleideten Gastgeber ein Spiel was nur eine Richtung ging: auf das Tor der Gäste.
Jenas Torhüter Hans-Ulrich Grapenthin verhinderte durch unzählige, ja unglaubliche, Glanzparaden bis zum Schluss das eigentlich überfällige Tor der Waliser. So konnte der britische Fernsehkommentator nur staunen über die "unbelievable Saves" des Ostdeutschen. Am Schluss hieß es 0:1 (Kurbjuweit hatte in einer kurzen Ansturmpause der Waliser eingenetzt). Es klingt unglaublich, aber für die Waliser war diese Niederlage so traumatisch, dass die Newporter Band Flyscreen noch im Jahr 1996 ein Lied mit dem Titel "Carl Zeiss Jena" auf ihrer CD veröffentlichte.

Das Spiel gegen Benfica war nach dieser Dramatik nur noch Makulatur.
2:0 hatte Jena im EAS vorgelegt. Lissabon schaffte zu Hause nur ein 1:0. - Jena stand im Finale des Europapokals der Pokalsieger.

Im Finale welches vor nur knapp 9.000 Zuschauern im windigen Rheinstadion in Düsseldorf über die Bühne ging, konnte der FCC zwar noch in Führung gehen, aber die Georgier rissen das Ruder zu ihren Gunsten um. Sie gewannen zum Schluss verdient mit 2:1.
Geschuldet war die geringe Resonanz der repressiven Reisebestimmungen der DDR. So waren es den meisten Fans aus Jena versagt worden zum Endspiel in die Bundesrepublik zu reisen und die Bundesbürger zeigten wenig Interesse am sozialistischen Brudervergleich. So hatte jene tolle Fussballsaison 80/81 auch eine traurige Seite.

Das alles ist nun schon fast 30 Jahre her, aber diese Spiele haben eine ganze Fangeneration geprägt. Noch heute träumt man insgeheim von Europapokalabenden gegen Rom, Valencia oder wenigstens gegen Newport County. Heute könnte man ja sogar zum Rückspiel nach Wales. Vielleicht wird das irgendwann einmal wieder ... ich glaube ganz bestimmt sogar !!!






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